Nicht wenige Menschen scheinen sich des Öfteren zu fragen: Mache ich mir eigentlich zu viele Sorgen..? Wenn man sich die Frage so stellt, würde ich sagen, vermutlich ja. Die Art der Formulierung deutet nämlich bereits auf ein mit der Thematik zusammenhängendes Belastungserleben (Stress) hin: Es findet offenbar kognitive Tätigkeit statt, die einerseits in einer bestimmten, eher negativen Weise emotional eingefärbt ist, während sie zugleich eine gefühlte Überpräsenz aufweist.
Nun haben dauerhafte seelische Belastungen es häufig an sich, dass wir sie mit Leistungsfähigkeit bezahlen. Sie blockieren uns und verbrauchen Energien, mit denen wir sonst etwas bewegen könnten. So ist es wahrscheinlich, dass ein ausgeprägtes Sich-Sorgen-machen Lebensprobleme größer werden lässt. Es beraubt uns der Kräfte, die wir benötigen, um Dinge umzusetzen, die gut für uns wären.
Um dies besser zu verstehen, kann man sich die Begrifflichkeit der „Sorge“ einmal näher betrachten: Wird sie in förderlich-zielgerichtetem Sinne verstanden, ist sie stets eine „Für-Sorge“, ein „Für-etwas-Sorge-TRAGEN“, also eine Akivität. Hier ist die geistige Bezogenheit auf einen Gegenstand in der Welt unmittelbar mit einem Tun verknüpft: An-etwas-Denken und In-Bezug-auf-etwas-Handeln bilden ein sinnvolles Ganzes. Anders verhält es sich mit dem, was wir „Sorgen-MACHEN“ nennen: Die Gedanken bleiben für sich, finden keine Destination im Außen und münden als dennoch vorhandene Energieflüsse an Stelle der Tat in etwas Anderes, nämlich Emotion, namentlich Angst.
Und schon befinden wir uns im Teufelskreis: Das Sorgenmachen erzeugt kraftraubende, lähmende Ängste, die Lebensschwierigkeiten begünstigen und wiederum mehr Sorgen befördern. Das hat damit zu tun, dass, während wir uns sinnlos Sorgen MACHEN, das in anderen Hinsichten möglicherweise nachhaltige Sorge-TRAGEN schnell zu kurz kommt. Diese Dynamik kann sich bis in eine handfeste Depression hinein ausweiten.
Was kann aber helfen, dem Sog der Sorgen zu entrinnen und nicht in ihrem Strudel zu ertrinken? Der Theologe, Philosoph und Politikwissenschaftler Reinhold Niebuhr wünschte sich in dieser Hinsicht „die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden“.
Mit Blick auf unsere Sorgen würde das bedeuten: Wenn du an dir beobachtest, dass du sorgenvolle Gedanken hast, frage dich stets: Kann ich hier etwas tun? Wenn ja, tu es, und deine „gemachte“ Sorge wird sich in der Fürsorge auflösen. Wenn nein: Wozu darüber nachdenken? Pumpe den Energiefluss, der sich in eine faule Abwärtsspirale kanalisieren will, doch lieber dorthin, wo er dir selbst und Anderen stattdessen Frische, Leben und Wachstum spenden kann.
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